Über Bön Buddhismus

einem reichen & einmaligen Erbe
Kloster Menri, Dolanji, Indien

Bön ist eine spirituelle Tradition Tibet’s. Bön beinhaltet  Lehren und  Praktiken für alle Lebensbereiche, einschließlich unserer Beziehung zu den Elementen der Natur, unseres ethischen und moralischen Verhaltens, der Entwicklung von Liebe, Mitgefühl, Freude und Gleichmut und führt zur höchsten Verwirklichung durch die Lehren der „Großen Vollkommenheit“ (Dzogchen).

Gemäß der Bön-Überlieferung, kam Buddha Tönpa Shenrab Miwoche, der Gründer der Bön-Religion, lange vor dem Buddha Sakyamuni auf diese Welt. Er verkündete seine Lehren im Land Olmo Lungring. Ol symbolisiert das Ungeborene, mo das Nicht-Abnehmende, lung die prophetischen Worte von Tönpa Shenrab, und ring das unerschöpfliche Mitgefühl von Tönpa Shenrab. Einige Wissenschaftler setzen Olmo Lungring mit Zhang Zhung gleich, dem Land das den Berg Kailash im Westen Tibets umgeben hat und als die Wiege der tibetischen Zivilisation angesehen wird.

Tönpa Shenrab hat laut Überlieferung die Bön-Lehren in drei aufeinanderfolgenden Lehrzyklen vermittelt: Zuerst legte er  „Die neun Wege des Bön“ dar, dann lehrte er „Die Vier Pforten des Bön und die Fünfte, die Schatzkammer“ und schließlich offenbarte er „Die Äußeren, Inneren und Geheimen Unterweisungen“. Der äußere Zyklus ist der Pfad der Entsagung – die Sutra-Lehren, der innere Zyklus ist der Pfad der Transformation – die tantrischen Lehren. Der geheime Zyklus ist der Pfad der Selbstbefreiung, der die Dzogchen-Lehren umfasst. Diese Unterteilung in Sutra, Tantra und Dzogchen findet man auch im tibetischen Buddhismus der Nyingma Schule.

In einer ungebrochenen Linie aus historischen Zeiten bis zur Gegenwart erhalten die Anhänger des Bön Belehrungen und Übertragungen von Ihren Lehrern. Zudem sind die meisten der heiligen Texte erhalten geblieben. Der tibetische Buddhismus hat viele Ähnlichkeiten mit dem modernen Bön; dem Bön ist seine Ursprünglichkeit in Ihrer ganzen Vielfalt erhalten geblieben und vom buddhistischen Einfluss bereichert worden.

Bis vor kurzem wurden die alten Lehren des Bön nur sehr wenigen Studenten jeder Generation weitergegeben. Heute, erreichen seine Lamas viele Schüler auf der ganzen Welt.

Kloster Triten Norbutse, Kathmandu, Nepal

Beiden Klöstern sind Schulen angeschlossen, die qualifiziert sind den Geshe-Grad (Doktortitel) zu vergeben. Das Kloster Menri verfügt außerdem über eine Grundschule, die bis zur achten Klasse reicht und ein Waisenhaus für mehr als 150 Jungen und Mädchen. Beide Klöster bieten eine moderne, zeitgenössische Quelle für Bön-Kultur, Wissenschaft, und Mitgefühl in Aktion.

Botschaft von Seiner Heiligkeit der 14. Dalai Lama

"Bön gilt als Tibets älteste spirituelle Tradition und spielte als die ursprüngliche Quelle der tibetischen Kultur eine bedeutende Rolle bei der Prägung von Tibets einzigartiger Identität. Infolgedessen habe ich oft die Notwendigkeit der Bewahrung dieser Tradition hervorgehoben. "

Seine Heiligkeit Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama aus seinem Vorwort in "Wonders of the Natural Mind" von Geshe Tenzin Wangyal Rinpoche, 2000

„Die Bön-Tradition wird für gewöhnlich mit dem Königreich Zhang Zhung assoziiert, das bis zur Regentschaft des tibetischen König Songtsen Gampo im siebten Jahrhundert rund um den Berg Kailash und in der Region westlich von Tibet bestand.Wir Tibeter betrachten Bön als die altertümliche, indigene religiöse und kulturelle Tradition unserer Vorfahren, die die Quelle und Verkörperung vieler Aspekte der tibetischen Lebensweise ist. Mit dem Aufkommen des Buddhismus im Land des Schnees wurden die meisten Tibeter zu Buddhisten. Nichts desto trotz blieb Bön bestehen und durchlief seit dem elften Jahrhundert Phasen des Wachstums und des Wiederauflebens, sodass es bis zur chinesischen Besatzung in vielen Teilen des Landes praktiziert wurde.

„Die Bön-Tradition hat der heutigen Generation ein umfassendes Vermächtnis an Bildung und philosophischer Ausbildung, monastischer Disziplin, Ritualen und Meditation hinterlassen. Es fördert eine Verbindung von literarischem Studium, lebendiger Debatte und persönlicher Reflektion.

„Bön-Klöster, sowie ihre Mönche und Lamas litten nicht weniger als ihre buddhistischen Pendants unter den Unruhen, die der chinesischen Übernahme Tibets folgten. Eine handvoll engagierter Lehrer sind für den Erhalt und die Weitergabe der spirituellen und kulturellen Übertragungen der Bönpos verantwortlich.“

Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama begrüßt Seine Heiligkeit Lungtok Tenpai Nyima, das spirituelle Oberhaupt des Bön, während der Eröffnung der neuen Bücherei im Kloster Menri, Dolanji, Indien in 2007.

Hier im Exil in Indien hat die Bönpo-Gemeinschaft eine Siedlung in Dolanji, in den Bergen um Solan in Himachal Pradesh etabliert, wo sie sich darum bemühen die Lebensweise der Bönpos zu erhalten. Ähnlich der vier tibetischen buddhistischen Traditionen wählt die Bönpo-Gemeinschaft Repräsentanten in die „Assembly of Tibetan People’s Deputies“.

„Der Fokus der Siedlung liegt auf dem Tashi Menro Ling-Kloster, wo junge Mönche ein vollständiges, traditionelles Training erhalten. Zusätzlich zu Kursen in Grammatik, Medizin, Astrologie und Poesie, wird ihnen auch moderne Schulbildung zugänglich gemacht.  Ich habe selbst erfahren können, dass den Schülern gute Studieneinrichtungen zur Verfügung gestellt werden und die Mönche diszipliniert sind. Daher begrüße ich jede Unterstützung, die dem Kloster zuteil werden mag.“

 

—Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama